Lagerland. Archäologie der Zwangslager des 20. Jahrhunderts in Brandenburg

Archäologie der Zwangslager des 20. Jahrhunderts in Brandenburg – eine Einführung.

Das 20. Jahrhundert wird zu Recht als Jahrhundert der Lager bezeichnet. Thomas Kersting hat mit seiner Veröffentlichung „Lagerland“ eine beeindruckende Archäologie der Zwangslager vorgelegt, forscht weiter zum Thema und steht für Fragen und fachlichen Austausch zur Verfügung. Im Umland der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin, dem heutigen Land Brandenburg, hatten zwei Konzentrationslager, drei große Kriegsgefangenen-Stammlager, mehrere Hundert Außenlager und noch mehr »zivile« Zwangsarbeits- und weitere Lager ihren Platz.

Diese vielfach vergessenen Orte aufzuspüren, ihre materiellen Reste zu erforschen, sie als Denkmale und (Ge)Denkorte zu bewahren und gleichzeitig neue Zugänge zu ihnen ermöglichen, ist seit über 25 Jahren die Aufgabe der LandesArchäologie. Zugänge zu den dort eingesperrten Menschen ermöglichen die zahllosen Funde: Sie sprechen für die mittlerweile aussterbende Zeitzeugen-Generation. Sie bezeugen sowohl Einzelschicksale als auch Massenverbrechen im 20. Jahrhundert: gegen jeden Versuch der Relativierung und Leugnung.

Die Erforschung der jüngsten Vergangenheit mit Mitteln der Archäologie wird hier erstmals für ein deutsches Bundesland exemplarisch vorgeführt. Nach grundlegenden Kapiteln zu Bedeutung, Geschichte und Strategien der Archäologie der Neuzeit wird ein Blick auf die Quellenkunde geworfen, und die Lernphasen des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums im Umgang mit dieser neuen Denkmalgattung seit Anfang der 1990er Jahre anhand von Beispielen erläutert.

Die beiden großen Hauptkapitel widmen sich den archäologischen Befunden und Funden aus über 25 Jahren in Brandenburg, die so noch nie zusammengestellt wurden. Doch das Ziel der Forschung ist letzten Endes der Mensch in seiner Auseinandersetzung mit den Bedingungen von Mangel, Terror, Angst und Hoffnung, dem auswertende Schlusskapitel Rechnung tragen. Ein umfangreicher Katalogteil stellt alle bislang der Landesarchäologie bekannt gewordenen Fundplätze der Epoche in Brandenburg vor, und der lokalen Forschung zur Verfügung.