- Forschung
- Gedenkstätte
Mareike Otters: Visuelle Ordnungen des Eigenen und des Anderen
Inszenierungen lagerzeitlicher Fotografien in den Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen seit 1961
Mareike Otters beschäftigt sich ausgehend von der Verwendung lagerzeitlicher Fotografien in Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen mit Prozessen und Praktiken des fotografischen Othering. Sie verbindet dabei geschichtswissenschaftliche Ansätze mit solchen der Postcolonial, Memory und Visual Culture Studies.
Von der SS beauftragte Fotografien aus den Konzentrationslagern konstruierten die auf ihnen abgebildeten Gefangenen als aus der rassistisch konstituierten Gemeinschaft ausgeschlossenene Andere und legitimierten dadurch ihre gewaltsame Beherrschung. Zahlreiche dieser Fotografien sind durch Überlebende und die Alliierten aus den befreiten Lagern überliefert worden. Heute sind sie in fast jeder KZ-Gedenkstätte als Ausstellungsexponate zu finden. Ob und in welcher Form eine kuratorische Nutzung wissenschaftlich wie moralisch vertretbar ist bzw. inwiefern die Fotografien in der Lage sind, historische Realitäten abzubilden oder nicht, wird seit den 1990er Jahren kontrovers diskutiert.
Das Dissertationsprojekt von Mareike Otters schließt an diese Diskussion an. Ausgangspunkt der Untersuchung sind die Inszenierungen lagerzeitlicher Fotografien von Gefangenen in den Dauerausstellungen der Gedenkstätte Sachsenhausen von 1961 bis in die Gegenwart. Mareike Otters fragt danach, welche kuratorischen Strategien und erinnerungskulturellen (visuellen) Ordnungen vom historisch Eigenen und Anderen die Übersetzung der Fotografien in die Gegenwarten der jeweiligen Ausstellungen ermöglichen. Die Verwendung der Fotografien verortet und näher untersucht sie dabei innerhalb eines Spannungsfeldes von positiven Identifikationen mit den „Antifaschisten“/“Häftlingen“, negativen Abgrenzungen von den „Faschisten“/“Tätern“ und andauernden Mechanismen des visuellen Othering.
Fotografie aus dem Album des KZ-Kommandanten Karl Otto Koch in der Ausstellung „Das KZ Sachsenhausen. Ereignisse und Entwicklungen 1936-1945“ (2008), Foto (2023): Mareike Otters