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Debatte Brandenburg: Gedenken neu Denken mit Susanne Siegert
Ein Gespräch mit Susanne Siegert, Autorin von „Gedenken neu denken“, und Lara-Maria Myller vom Netzwerk Zeitgeschichte.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Brandenburg Museums für Zukunft, Gegenwart und Geschichte und des Netzwerks Zeitgeschichte der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Veranstaltungsdetails:
Susanne Siegert, Autorin des Buches „Gedenken neu denken“, und Lara-Maria Myller vom Netzwerk Zeitgeschichte diskutieren Formen, Inhalte und Wirkung von Gedenkstättenarbeit angesichts von gesellschaftlichem Rechtsruck, zunehmendem Antisemitismus, Rassismus und Homophobie.
Dabei geht es auch um die Frage, wie insbesondere an historischen Orten des NS-Terrors eine zeitgemäße, inklusive Auseinandersetzung mit der Geschichte der Verbrechen, mit Hass, Ausgrenzung und Geschichtsrevisionismus aussehen könnte.
Die auch von Susanne Siegert geäußerte Kritik an einer weitgehend ritualisierten, an der Bevölkerungsmehrheit vorbeilaufenden deutschen „Erinnerungskultur“ scheint bislang kaum in die Gedenkstättenpraxis eingeflossen zu sein. Dabei ist die kritische Auseinandersetzung mit einer „Erinnerungskultur“, die sich durch eine übermäßige Identifikation mit den Opfern auch selbst entschuldet hat, heute wichtiger denn je.
Das meint zumindest Susanne Siegert, die für eine pluralistische, neue Gedenkarbeit mit einem Schwerpunkt auf der Verantwortung der Nachfahren der Tätergeneration anstelle unserer „einstudierten“ gemeinsamen Rückschau mit den Opfern plädiert. Andererseits sind Gedenkstätten den Opfern und ihren Angehörigen verpflichtet, Friedhöfe, Orte der Trauer und keine Zentren der Familien- und Täterforschung.
Gemeinsam mit Lara-Maria Myller diskutiert sie die eingeforderten Veränderungen in einer Zeit, in der verstärkt die Enkelgeneration das Schweigen in den Familien der Täter und der auf unterschiedlichste Weisen in das NS-Regime Verstrickten zu brechen beginnt.
Ohne die Befürchtung direkter Konfrontation mit Eltern und Großeltern recherchieren zunehmend mehr Menschen ihre Familiengeschichten und erforschen die Ursachen für Schuldgefühle, Ängste und Gefühlskälte sowie Auswirkungen des Schweigens über Generationen.
Die Veranstaltung wird von Petra Haustein vom Netzwerk Zeitgeschichte moderiert.
Zu den Personen:
Susanne Siegert, klärt auf Instagram und TikTok über den Holocaust auf. Ihr folgen knapp 300.000 Menschen über alle Plattformen hinweg. Für ihre Aufklärungsarbeit wurde sie 2024 mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet.
Lara-Maria Myller ist Sozialwissenschaftlerin. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Netzwerk Zeitgeschichte / der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten beschäftigt sie sich aktuell mit den Schnittstellen von Gedenkstätten und Gegenwartspolitik. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Reflexion der gesellschaftlichen Nachwirkungen des Nationalsozialismus, der Geschichte und Kritik des Antisemitismus sowie den geschichtspolitischen Aktivitäten der Extremen-Rechten in Deutschland.
Petra Haustein ist Politikwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Historische Grundlagen der Politikwissenschaft, war viele Jahre als Referentin im brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur für die zeitgeschichtliche Erinnerungskultur zuständig und arbeitet seit Oktober 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Netzwerk Zeitgeschichte.
„Gedenken neu denken“ erscheint am 30.10.2025 im Piper Verlag.
Die Veranstaltung findet am 13. November 2025 um 18 Uhr in der Gewölbehalle des Brandenburg Museums statt. Auf Grund der begrenzten Plätze wird um eine vorherige Anmeldung gebeten. Der Eintritt ist kostenlos.
